Archer D1x im Pendlereinsatz

Ich lege nicht nur gerne mit dem Roadster den Arbeitsweg zurück, sondern bin auch immer interessiert daran, das Rad meinen Bedürfnissen anzupassen. Und manchmal ist das Bedürfnis eben, etwas den Spieltrieb auszuleben und einfach mal was auszuprobieren.

In diesem Fall ist es so, dass nach den ersten nach-Corona-Pendeltagen die Schaltung nicht so präzise war, wie ich es eigentlich gewohnt bin. Vor allem der 8. von 9 Gängen machte Probleme, ging entweder nicht rein oder die Kette rutschte immer wieder mal durch. Die Kassette hatte zu dem Zeitpunkt gerade mal ~3.000km hinter sich und sah eigentlich noch gut aus.

Gleichzeitig habe ich noch ein relativ selten genutztes Rad in der Garage stehen, an das ich vor einiger Zeit eine gebraucht gekaufte elektronische Schaltung Archer D1x verbaut habe. Da lag es nahe, die Schaltung einfach mal am S-Pedelec auszuprobieren.

Vorteil der D1x ist, dass für jeden Gang die genaue Position des Schaltwerks eingestellt werden kann. Außerdem ist der Schaltzug sehr kurz, Längung damit praktisch kein Thema und etwas aufgeräumter wirkt es durch den fehlenden Schaltzug zwischen Lenker und Schaltwerk auch.

Die Schalteinheit besteht aus sehr robust aussehendem Kunststoff und wird mit zwei stabilen Kunststoffstreifen am Rad befestigt.

Die Installation ist recht einfach. Auf das kleinste Ritzel schalten, alten Schaltgriff und den Schaltzug entfernen und die Schalteinheit anbauen. Archer empfiehlt die Kettenstrebe, ich habe die Sattelstrebe genommen. Die Kettenstrebe ist bei mir regelmäßig mit Kettenöl verdreckt (vielleicht sollte ich mal weniger nehmen…). Dann noch den kurzen Bowdenzug zum Schaltwerk in die Schalteinheit einlegen und mit dem Schaltwerk verbinden.

Schalteinheit an der Sattelstrebe befestigt
Schalteinheit an der Sattelstrebe befestigt

Bei dieser Position besteht aber das Problem, dass die Akkus nicht einfach entnommen werden können, da die Öffnung des Akkufachs nach oben zeigt. Einen Anschluss für ein externes Ladegerät gibt es leider nicht, die Akkus können also nur außerhalb der Schalteinheit geladen werden. Ich helfe mir hier mit einem Magnetstift, damit bekomme ich die Akkus auch in dieser Position aus der Schalteinheit entnommen.

Als nächstes die App (gibt es für iOS und Android) von Archer installiert und damit dann jeden Gang einzeln eingestellt. Das geht recht schnell.

Zuletzt wird der “Schaltgriff” mit der Schalteinheit gepairt (Bluetooth) und an den Lenker geschraubt. Der Schaltgriff ist im Grunde nur ein einfacher Taster zum Hoch-/Runterschalten. Zusätzlich kann über die Feineinstellungsfunktion die Position des Schaltwerks für jeden Gang über den Schaltgriff eingestellt werden.

Schaltgriff am Lenker befestigt
Elektronischer Schaltgriff am Lenker

Das ist es im Prinzip auch schon mit den Umbauarbeiten.

Aber wie schlägt sich das jetzt im Pendleralltag? Ich hatte schon etwas Bedenken bzgl. der Geschwindigkeit der Gangwechsel und der Akkus. Die Archer D1x hat zwar einen einstellbaren “Bring-mich-Heim”-Gang, der automatisch eingelegt wird, wenn die Schalteinheit wegen niedrigem Akkustand abschaltet. Aber ausprobieren will ich das eigentlich nicht. Also zukünftig zusätzlich zum Werkzeug immer einen Satz Akkus für Schalteinheit und Schaltgriff mitnehmen, zusammen mit dem Magnetstift.

Meine Bedenken bzgl. der Gangwechsel haben sich aber nicht bewahrheitet. Ich spüre da nicht wirklich einen Unterschied zu einer rein mechanischen Schaltung. Die Umgewöhnung an die elektronischen Taster fiel mir am Anfang da schon eher schwer. Ich habe da öfters mal ins leere Gegriffen beim Schalten, die Umgewöhnung nach mehr als 38.000km mit einem normalen Schaltgriff hat ein paar Tage gedauert. Die fehlende Ganganzeige vermisse ich dagegen überhaupt nicht.

Die Schaltung schaltet auch mehrere Gänge hintereinander hoch/runter, auch wenn der zuletzt ausgelöste Schaltvorgang noch nicht beendet ist, wenn man ein weiteres mal schaltet. Einfach so oft schalten/drücken, wie es gerade nötig ist.

Mittlerweile habe ich die ersten ca. 500km mit der Schaltung zurückgelegt, bis jetzt problemlos. Die Akkus habe ich in der Zeit nicht laden müssen, lt. Archer sollten die ca. 80h halten, natürlich abhängig von Anzahl der Schaltvorgänge. Es gibt auch noch einen Energiesparmodus, in dem die Akkus ca. 150h halten sollen. Die Schalteinheit und der Schaltgriff schalten sich auch nach 15 Minuten aus, wenn keine Bewegung stattfindet. Das funktioniert wohl auch, da ich regelmäßig vergesse die Schaltung auszuschalten, wenn ich am Ziel angekommen bin.

Das ganze ist (bisher) auch mit mehr oder weniger starken Regen klargekommen.

Ich bin jetzt mal gespannt, wie das ganze die nächsten Monate und vorallem im nächsten Winter funktioniert. Immerhin ist das jetzt ein weiteres Stück Elektronik am Rad, das auch jederzeit ausfallen kann.

Was kommt als nächstes? Nun, die Schalteinheit kommt auch mit 10, 11 oder 12 Gängen klar. Außerdem wird ein Schaltgriff für Dropbar-Lenker angeboten. Gibt also noch genug auszuprobieren…

Hinweis: der Bericht ist nicht von Archer Components veranlasst oder gesponsort.

Ein Kommentar

  1. Habe 2013 von Prophete eines der ersten Pedelec mit Mittelmotor gekauft. Motor: e-novation licensed
    by JD. Km Stand 42100. Noch läuft dieser Motor einwandfrei. Und das ohne eine Inspektion. Man muss
    nicht immer unbedingt das teuerste kaufen!

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