“Man spürt die Jahreszeiten auf jeden Fall intensiver als im Auto.” Hektor1989 ist seit knapp 2 Jahren regelmäßiger Melder im Pedelecmonitor. Bis heute wusste ich nicht, welche enormen Entfernungen er mit seinem 2016er S-Pedelec jeden Tag zurücklegt. Hier ist sein Erfahrungs- und vor allem Motivationsbericht.
Einleitung/Vorgeschichte:
Auf Pedelecmonitor aufmerksam geworden bin ich wegen meines Rixe-Pedelecs mit Impulse 2 Motor. Dort hatte ich zwei Motorenwechsel, bis ich das Rad zum Pendeln dann glücklicherweise gegen ein S-Pedelec getauscht habe und das „normale“ Pedelec nun mit meiner Freundin als Alltagsrad und für Touren teile. Die Berichte zu diesem Thema der Motorschäden haben mir damals sehr weitergeholfen, auch wenn ich die Probleme nie beim Händler ansprechen musste und die Motoren auf Kulanz getauscht wurden.

Für die gemächliche Tour mag es dafür auch geeignet sein und mit der letzten Revision des Motors gibt es bisher auch keine Probleme mehr. Der Nutzungstyp des Rades hat sich aber auch geändert und es wird weniger beansprucht. Als Vielfahrer passte das Impulse-System für mich nicht und ich bin nach dem Durchlesen einiger älterer Feedbacks hier doch froh, mit dem Bosch-System nach jetzt über 21.000 km bisher relativ wenig Probleme zu haben. Die Schwachstellen kenne ich mittlerweile und kann entsprechend vorsorgen. Ich hoffe, das bleibt auch so und die Ausfallzeiten bleiben niedrig.
Entscheidungsfindung:
Vor meinem Umzug in die Region Niederrhein hatte ich zur Arbeit erst 13, später 9 km. Die Distanzen waren mit einem Pedelec gut zu meistern und ich entschied mich im April 2016 daher für ein Pedelec und gegen ein S-Pedelec. Mit dem Pedelec genießt man doch mehr technische Freiheiten und wird vom Gesetzgeber weniger reguliert. Dieser Bericht bezieht sich hauptsächlich aufs Pendeln, denn dafür wurde das S-Pedelec angeschafft.
Nach dem Umzug Richtung Mönchengladbach in 2018 waren es dann mit dem Auto 65-70 km einfache Strecke und ich fuhr die ersten Monate nur mit dem Auto. Später kam dann wieder der Wunsch auf Alternativen dazu zu finden (Bahn war leider keine…) und so hing ich fest zwischen E-Roller und S-Pedelec. Eine Entscheidung dazu fiel erstmal nicht, der Hauptgrund gegen ein S-Pedelec war vor allem in der zu kurzen Reichweite zu finden. Ein E-Roller hätte mir zwar tendenziell zugesagt, aber auch hier wäre die Reichweite problematisch geworden und Sport treibt man damit auch nicht.
Weitere Monate zogen ins Land und ich bekam durch das ständige Sitzen Rückenschmerzen; etwas was ich vorher nie hatte, trotz Bürojob und überwiegend sitzender Tätigkeit. Mir fehlte einfach die Bewegung auf dem Rad morgens und abends.
Daher stieg ich wieder in das Thema ein, schaute mir online ein paar S-Pedelecs und Angebote an, rechnete durch und kam auf die Idee eines zweiten Akkus und somit 1000Wh für die doppelte Reichweite. Ich weiß nicht, warum ich da nicht früher drangedacht habe… Einige Tage später dann online eine Pendelroute fürs Fahrrad zusammengeklickt und mein Pedelec reanimiert, um ein Gefühl für die Distanz und die Strecke zubekommen. Dann hieß es Aufstehen um 4:15 Uhr in der Früh und zwei Stunden mit 25er Schnitt zur Arbeit fahren. Bei 50 Kilometern sind`s dann um die zwei Stunden je Strecke. Dies habe ich dann ein paar Mal gemacht, bis ich mich endlich für ein S-Pedelec entschieden habe. Mein Gedankengang war dann, dass ich mit einem 40er Schnitt die Strecke in 1:15h bis 1:20h schaffen könnte und somit „nur“ 20 bis 30 Minuten länger als mit dem Auto. Im Nachhinein war das zu optimistisch, zumindest mit dem Bosch-Antrieb. Realistisch sind nach mittlerweile 1 ½ Jahren durchschnittlich max. 35km/h bis 38km/h über die volle Distanz. Je nach Jahreszeit, Windrichtung und Streckenauswahl.

Der Streckenverlauf ist meistens sehr flach mit gelegentlich kurzen Steigungen. Trotzdem sind nach jeder Fahrt beide Akkus zu laden. Das durfte ich nach vorheriger Absprache auch auf der Arbeit, sonst wäre hier schon Ende gewesen. Mein Wochenziel von nun an war, die Strecke drei Mal zu absolvieren, im Optimalfall montags, mittwochs und freitags, um zwischendurch zu regenerieren. Im Monat sollten dabei aber durchschnittlich 10 Einsätze drin sein und somit mindestens 1000km. Daher sollte über das Jahr gesehen auch das übergeordnete Ziel von 10.000 km zu schaffen sein, was mir 2019 auch erstmals gelungen ist und für dieses Jahr sieht es auch bereits sehr gut aus. Durch die Bewegung sind die Rückenschmerzen auch wieder verschwunden. Wenn es viele Regentage gibt und das Rad stehen bleibt, merke ich es aber dann auch wieder im negativen Sinn.
Mehr Informationen zu den Spezifikationen findest du hier. [Abbildungen: Greenfinder / Haibike]
Im Winter macht das Ganze zugegeben nicht so viel Spaß wie im Rest des Jahres. Die Kälte reduziert die Reichweite der Akkus (trotz Neoprenhüllen), die ersten Monate 2020 gab es morgens viel Gegenwind und die Strecke verläuft dann auch tendenziell mehr aufwärts und mittlerweile bemerkt man auch den Verschleiß der Akkus. So muss man ganz gut mit den Reserven haushalten und auch die Strecke mal nur im Sport- statt Turbomodus fahren. Die Anzeige im Nyon zur Restreichweite ist aber ziemlich genau, sodass man sich da gut dran orientieren kann. Tendenziell kann ich für mich aber feststellen, dass die Winter tendenziell milder und wärmer werden. Mein Monatsziel erreiche ich mittlerweile auch in den Wintermonaten. Frost ist selten, dafür hat der Wind zugenommen. Die Zahl der Regentage ist auch ziemlich selten und wenn man ein wenig flexibel ist, schafft man es oft aufs Rad. Man spürt die Jahreszeiten auf jeden Fall intensiver als im Auto.
Die Auswahl bei S-Pedelecs ist nicht sehr groß, mein Händler neben der Arbeit hatte ein Haibike mit Yamaha-Motor vorrätig. Laut Online-Shop zumindest… dort angekommen war es dann ein Fehler im System und vom Rad keine Spur ☹.
Geworden ist es dann ein Haibike XDURO Trekking S Pro 10-G aus 2016 mit Bosch Performance Line Speed Gen. 2, 500Wh-Akku und Nyon-Bedienteil für 2.699€. Der Preis war ziemlich günstig, es war aber auch November und das Modell zwei Jahre alt. Um das Alles mal auszuprobieren war es genau das Richtige und bereue es bis heute auch nicht. Nach den heutigen Erfahrungen würde ich beim nächsten Rad aber auch etwas mehr investieren (insbesondere in Richtung Federung, evtl. vollgefedert), denn es hat mein Auto stark verdrängt. Das hätte ich vorher nicht erwartet. Es ist mittlerweile soweit gekommen, dass ich mit jeweils beiden Fortbewegungsmitteln jährlich zwischen 10.000 und 12.000 km abspule. Häufig fahre ich im Monatsvergleich mit dem Rad mehr als mit dem Auto, außer im Winter.

Nach den ersten paar Pendelwegen ohne Zweitakku war auch klar, dass es ohne diesen nicht gehen wird. S-Pedelec auf Stufe Tour ist nicht viel schneller als Pedelec fahren. Günstigster Preis für einen „500Wh PowerPack Frame“ lag damals bei 599€. Aber nur so lässt sich das Potenzial für diese Strecke auch ausschöpfen. Die Kosten dafür waren von vorne herein ja auch schon eingeplant.
Modifikationen und Umbauten:
Durchgeführte Änderungen:
- Zweiter Akku, um auf 1000Wh zu kommen
- Frontlicht getauscht auf Busch & Müller IQ-X E 150 Lux
- Trelock-Rahmenschloss nachgerüstet
- Klingel getauscht
- Akku-Rahmenschloss vorsorglich erneuert. Der Akku hatte sich verhakt und bekam ihn nur unter großer Not wieder heraus.
- Diebstahlsicherungen von Hexlox angebracht, um Teilediebstahl zu verhindern
- Nach einem Sturz den zerstörten Spiegel gegen zwei neue getauscht
- Hinterradfelge musste nach Riss getauscht werden
Für mehr Komfort:
- Reifen getauscht auf 47er Breite (max. zulässig lt. Papiere), im Winter fahre ich den Marathon GT365, aktuell die neuen Schwalbe Marathon E, mit diesen bin ich sehr zufrieden
- daher auch längere und breitere Schutzbleche, besonders vorne merkt man deutlich den Unterschied. Die Maßanfertigung hat aber auch länger gedauert.
- neue Griffe (Ergon GA3), die Originalen waren nur rund und ich hatte Schmerzen damit
- SQLab-Sattel mit Sitzpolster
- bySchulz G.2 LT Federsattelstütze (ein Traum, wenn auch nicht günstig)
- Vorbau geändert für etwas aufrechtere Sitzposition
- Verschiedene Pedale, aktuell bin ich mit Kombipedalen mit Klicksystem sehr glücklich
Am Bosch-Antrieb:
- Wellendichtring am rechten Motorlager nachgerüstet, dazu später mehr
- Im Winter wird das offene Antriebsritzel ausgetauscht und eingehaust. Damit bleibt grober Schmutz schon draußen. Die offene Bauweise ist zwar wartungsfreundlich, aber der Schmutz landet direkt auf der Kette, insbesondere bevor ich vorne ein längeres Schutzblech gebastelt habe
Der harte aber schöne Alltag:
Frühling, 6 Uhr morgens, leere Felder, Sonnenaufgang … was kann es Besseres geben als die frische Luft zu genießen?

So kann der Tag starten. Gerade zu so früher Stunde ist auf den Wirtschaftswegen sehr wenig bis gar nichts los. Und auch in der Stadt ist es da noch erträglich.
Nachmittags sieht das allerdings komplett anders aus. Daher ist eine ausgiebige Tourplanung und viel Herumprobieren sehr wichtig geworden. Ich hatte zwischenzeitlich mindestens 10 bis 15 verschiedene Strecken, die ich mir zusammengeklickt habe. Angepasst an verschiedene Bedürfnisse. Früher habe ich dafür sehr gerne GPSies genutzt, mittlerweile bin ich auf Bikemap umgestiegen. Mittels .gpx-Export und anschließendem Import für Bosch`s Nyon insgesamt eine runde Sache, die ich nicht missen möchte. Alles in Allem bin ich mit dem Nyon für meinen Anwendungsfall auch sehr zufrieden.
Wann immer möglich, versuche ich nachmittags nicht durch Mönchengladbach zu fahren, sondern wähle Strecken, die darum herumführen. Es macht einfach kein Spaß dort zu fahren und die Akzeptanz hält sich in Grenzen, von den ganzen Umerziehungsversuchen und Gefährdungen (ob bewusst oder unbewusst) ganz zu schweigen. Ich will an dieser Stelle nicht tiefer ins Detail gehen, denn auch das wurde bereits bei anderen Berichten durchgesprochen. Trotzdem fahre ich seit einem guten halben Jahr nur noch mit zwei GoPros durch die Gegend, eine nach vorne und eine nach hinten gerichtet. Das ist meine eigene Versicherung nach einem Unfall, wenn sich jemand, wie bereits vorgekommen, einfach vom Unfallort entfernt.
Meine neue Lieblingsstrecke ist nachmittags dann 59km lang, viele Wirtschaftswege, abgelegene Landstraßen und ich muss nicht einmal auf einen (verbotenen) Radweg ausweichen. Sehr angenehm zu fahren, generell sehr abgelegen, wenige Menschen (und Kraftverkehr), viel Natur. So macht das Fahren auch Spaß und die 9km mehr als die kürzeste Strecke fallen dann nicht ins Gewicht. Der Spaß beim S-Pedelec fahren ist eindeutig auch von der gewählten Strecke abhängig. Leider ist im Winter diese lange Strecke aufgrund der begrenzten Reichweite nicht immer möglich und dann muss man doch in den sauren Apfel beißen.
Auf der Arbeit ist die neue Mobilität leider noch nicht angekommen. Es gibt zwar ein paar Stromspender für die dicken elektrischen Porsche und Audi der Geschäftsführung, die immer mehr werdenden Pedelec-Pendler gehen aber leer aus. Leider gibt es auch in meinem Teil der Firma nicht mal vernünftige Abstellplätze für Zweiräder, während der Parkplatz für die Autos überquillt. Auch fehlen Spinte, Umkleiden oder Duschen. Umziehen muss man sich auf der Toilette. Obwohl viele meiner Kollegen im direkten Umkreis wohnen, ist der Anreiz mit dem Rad zu kommen sehr gering. Ich bin derzeit nur mit einem weiteren Kollegen von ca. 50 Mitarbeitern alleine an der Fahrradfront. Am Anfang kamen aber doch einige Rückfragen aufgrund des Kennzeichens und einige zeigten sich interessiert. S-Pedelecs sind aber so sehr in der Nische, dass kaum jemand sie kennt. Was im Alltag aber auch seine Vorteile hat… Trostpreis ist das erlaubte Nachladen der Akkus im Büro, auf das ich auch zwingend angewiesen bin und die lange Distanz erst möglich macht. Das ging ziemlich unkompliziert.
Probleme und Defekte:
Nach über 21.000km in 21 Monaten bin ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit dem Bike. Vieles funktioniert gut, manches weniger. Im Vergleich zum Impulse 2.0-Motor ist der Bosch doch zuverlässiger, wenn er auch nicht alles besser macht. Denn die Lautstärke des Motors ist schon beträchtlich. Ob die normalen Pedelecmotoren von Bosch auch so eine Lautstärkekulisse haben, kann ich mangels Tests nicht sagen. Der Impulse-Motor schnurrt dagegen wie ein leises Kätzchen und das ist dann zur Abwechslung auch ganz schön. Vielleicht hat man das bei der neuen Generation etwas abstellen können. Leider riegelt der Motor spätestens bei 42 bis 43 km/h ab, meinen Tacho habe ich an meine Garmin GPS-Uhr angeglichen. Das kann die Konkurrenz auch besser und das Thema ist mittlerweile ja auch oft genug durchgekaut worden.
Bisher traten bei mir folgende Defekte in chronologischer Reihenfolge auf:
1. Eine der Gepäckträgerschrauben ist gebrochen.
Der Schraubenkopf einer der Schrauben vom Gepäckträger war gebrochen. Das Gewindeteil steckte noch im Rahmen und war mit verschiedenen Methoden nicht mehr heraus-zubekommen. Letztlich habe ich mit einem Dremel einen Schlitz hineingefräst und den Rest der Schraube mit einem Schlitzschraubendreher herausdrehen können. Die Fahrt zur Arbeit musste ich aber beenden.
2. Akku-Rahmenschloss
Der Akku konnte nicht mehr vom Rahmenschloss entriegelt werde. Irgendetwas muss sich im Schließzylinder verhakt haben. Nach ein paar Stunden herumprobieren hatte ich meinen Akku wieder befreit. Vorsichtshalber habe ich das Schloss ausgetauscht. Da ich während der Fahrt die Akkus wechseln muss, konnte ich die Heimfahrt nicht bis ganz nach Hause antreten.
3. Rechtes Loslager am Motor
Das Lager auf der rechten Seite des Motors läuft gerne trocken. Das klingt dann fürchterlich und man ist von Weitem schon zu hören. Der Lagerschutzring von Bosch war bei mir bereits verbaut. Dieser soll das Problem verhindern oder reduzieren. Bei mir hat er das nicht getan. Abhilfe schafft ein zusätzlicher Radialwellendichtring, der hinter den Sicherungsring kommt. Den Raum dahinter habe ich mit Fett gefüllt, sodass das Lager geschmiert bleibt. Der Dichtring verhindert das Entweichen des Fetts in der Kammer und Wasser tritt nicht mehr so schnell ein. Ganz dicht ist diese Konstruktion aber auch nicht, sodass ich den Dichtring bzw. das Fett zwei Mal im Jahr erneuere. Seitdem ist dort Ruhe. Man muss es nur wissen.

4. Hinterradfelge gerissen
Im Blog gab es bereits einen Beitrag über eine gerissene oder gebrochene Felge eines Haibikes S-Pedelec. Anfang des Jahres war es bei mir ebenfalls am Hinterrad soweit. Am Felgenloch beginnend zog sich der Riss an der Felge über insgesamt sieben Nippellöcher. Von außen war nicht viel zu sehen, außer dass der Reifen nicht hundertprozentig im Felgenhorn saß.
Die Felge gilt als Verschleißteil und wurde von meinem Händler bzw. Haibike nicht auf Garantie übernommen. Die Werkstatt hatte mir dann eine DT Swiss felge neu eingespeicht. Diese lief auch super, leider war die Felge nicht für mein S-Pedelec zugelassen. Die Felgenbreite war 21mm, ich durfte laut Papieren aber nur 17 und 19 fahren. Also wurde Kontakt zu Haibike aufgenommen, weil keine passende Felge aufzutreiben war. Diese schickten dann später eine Ryde Andra 30 mit 19mm und das Ganze wurde ein zweites Mal (dann kostenlos) umgespeicht. Ein bisschen hat mein Vertrauen in die Werkstatt dadurch gelitten, denn hätte ich im Nachhinein das (durch Zufall!) nicht bemerkt, wäre meine Zulassung erloschen. Und das spiegelt eigentlich auch ganz gut die Grauzonen und Unkenntnisse beim S-Pedelec wider. Wenn die Werkstatt darauf nicht achtet, wie soll der (unbedarfte) Kunde es dann erst tun… Das war der erste Werkstattbesuch mit meinem S-Pedelec überhaupt und dann gleich negativ. Leider habe ich bis heute noch nie selber eingespeicht und traue mir das im Gegensatz zu vielen anderen Wartungsarbeiten auch nicht zu. Das Sicherheitsrisiko gehe ich bei einem so wichtigen Bauteil nicht ein.
5. Knackgeräusche im Motor
Ganz aktuell war ich immer wieder mit einem Knacken aus dem Motorraum konfrontiert. Sowohl unter Last bei voller Unterstützung als auch ohne Unterstützung beim normalen Pedalieren. Es konnte wohl nicht am Motor selbst liegen, sondern irgendwas Mechanisches am Antriebsstrang. Nach einiger Zeit der Recherche könnte es an der Dämpfungsfolie zwischen Motor und Rahmenaufnahme liegen. Die dünne Folie war an der Stelle weggerieben, diese habe ich nun erneuert. Aktuell scheint es das gewesen zu sein, denn das Knacken ist (vorübergehend?) erstmal weg.

6. Plattfüße
Es gab während der 21.200km ein oder zwei Mal das Problem, dass mein Reifen Luft verlor. Einmal hat sich ein Dorn in meinen „Winterreifen“ Marathon GT365 gebohrt. Durch regelmäßiges Nachpumpen habe ich es bis nach Hause geschafft. Für den Notfall habe ich einen GAADI Zweiendschlauch dabei, falls alle Stricke reißen. Der ist auch nur dafür da, den Tag zu beenden. Gebraucht habe ich ihn bisher nie. Ich hoffe, es funktioniert im Ernstfall. Generell hatte ich „Plattfüße“ bisher nur bei den Winterreifen. Wahrscheinlich liegt es am weicheren Gummi, dass er dafür anfälliger ist, trotz Pannenschutzeinlage. Der neue Marathon E hat sich bisher von nichts beeindrucken lassen, der gefällt mir echt gut und macht durch die längere Standzeit den höheren Preis wieder wett. Zudem ist er sehr zuverlässig und rollt leichter als der GT365. Sehr empfehlenswert.
7. Akku
Die täglichen zwei Ladehübe forderten ihren Tribut. Ein 500Wh Akku ist mittlerweile kaputt, die Ursache unbekannt. Vergleichsweise günstig konnte ich einen gebrauchten 400Wh Akku erwerben, der reicht vorerst aus.
Wartung & Kosten
Um die Verfügbarkeit zu erhöhen und Kosten zu senken, warte ich mein Rad soweit und gut es geht selbst. Dazu habe ich mir einen Plan aufgestellt, nach dem ich regelmäßig verschiedene Arbeiten durchführe.


Da ich so größtenteils autark und auf niemandem angewiesen bin, musste ich bisher nur selten auf mein Rad verzichten. Wann immer es möglich ist, versuche ich auf einen Werkstattbesuch zu verzichten und mich selber um mögliche Probleme zu kümmern. So habe ich keine Wartezeiten und ich weiß, was ich getan habe. Ich würde behaupten, ich arbeite gewissenhafter als manche Werkstatt. Es herrscht aber auch kein Zeitdruck und neben dem Fahren selbst ist es mittlerweile zum Hobby geworden.
Den meisten Verschleiß haben naturgemäß die Ketten. Ich fahre drei Ketten im monatlichen Wechsel, sodass ich mit jeder Kette irgendwas zwischen 3.000 und 4.000km schaffe und die Kassette überlebt dann auch diese drei Ketten. Mittlerweile tausche ich die Kassette nicht mehr komplett, sondern nur noch die drei kleinsten Ritzel, weil die am härtesten vom Verschleiß betroffen sind. Mit einem Kettenschloss ist der Wechsel einer Kette auch fix erledigt.
Die Ketten kosten mich um die 12€, die drei kleinsten Ritzel zusammen unter 10€. Bei 10.000km macht das 46€ an Materialkosten. Wenn ich sehe, was manche Werkstatt dafür verlangt, ist Autofahren evtl. doch günstiger.
Von daher mein Appell: Wenn es geht, ihr wisst was ihr tut und Spaß daran habt, macht es selbst. Auf Youtube wird einem das nötige Wissen quasi kostenlos zur Verfügung gestellt. Nutzt dieses Instrument für euch und wägt ab, ob es für euch machbar ist. Für manches ist Spezialwerkzeug notwendig, anderes hat man evtl. schon zu Hause. Ich habe mir eigentlich alles über Youtube und einem Buch selbst beigebracht. Arbeiten am Motor/der Elektronik sind davon natürlich ausgeschlossen! Sonst wird getauscht, was notwendig ist. Bremsscheiben sind nach 18.364km am Ende angekommen. Bremsbeläge sind die zweiten oder dritten drauf. Meine Strecke hat viel Überland mit wenig Bremspunkten. Wichtig ist, dass Rad relativ sauber zu halten, gerade im Winter. Wenn es an Kette oder Bremse schleift und verdreckt ist, erhöht das auch den Verschleiß, den Tretwiderstand und verringert die Akkureichweite.
[FOTOS: Hektor1989]
Danke Hektor1989 für diesen Erfahrungsbericht. Bei einer täglichen Strecken von 50km pro Tag und mehr, bei dir ist es ja sogar das Doppelte, ist eine gewaltige Disziplin nötig – auch wenn man per S-Pedelec unterwegs ist! Die präventiven Maßnahmen am Bosch Motor tragen sicher maßgeblich dazu bei, dass dir das Außenlager noch nicht verschlissen ist. Du und dein Bike ihr seid das beste Beispiel, dass solch ein Motor nicht wartungsfrei ist bzw. nur bis zum ersten Schaden. Ich wünsche dir allzeit gute Fahrt bei allen Wetterlagen! [IngoLogan]
Mein Arbeitgeber bietet jetzt endlich seit dem 1.9. Jobrad an. Bis auf die fehlende Möglichkeit zum (und offiziell nicht erlaubten) Laden des Akkus auf der Arbeit sind die sonstigen Rahmenbedingungen recht gut. Ausreichend Stellplätze in der Tiefgarage, Umkleide mit Spind und Dusche, alles vorhanden.
Nur leider werden bei uns S-Pedelecs über Jobrad nicht angeboten. Die Begründung ist, dass S-Pedelecs 1x jährlich durch den Arbeitgeber geprüft werden müssen lt. Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Dazu kommt noch Helmpflicht, keine Radwege usw.
Was für ein Blödsinn. Aber da bei uns die Jobräder nicht als Diensträder dienen, bin ich noch in der Diskussion mit meinem Arbeitgeber. Wobei es zusätzlich noch eine Obergrenze beim Kaufpreis gibt, die alleine schon fast aussreicht, S-Pedelecs auszuschliessen…
Hier wird mal wieder richtig Potenzial verschenkt.
Aber ansonsten: Hut ab davor, so eine lange Strecke mit einem S-Pedelec zurückzulegen. Ich muss den Bericht mal an einen Kollegen weitergeben, dem seine Pendelstrecke ist ähnlich lang und er überlegt auch, das mit einem S-Pedelec zu bewältigen. [LesPaul]
Toller Bericht. Und es gibt also noch mehr Leute die so penibel sind wie ich 😉
Leider musste ich gerade 3 Monate auf mein Rad verzichten, weil erst ein Kabel, dann der Motor (bei 2600km) und schlussendlich das Purion Display ausgetauscht wurden. Nun aheb ich ohne Not einen neuen Motor und finde das eigentlich doof… Naja. Ich wünsche noch gutes Pendeln.
3 Monate später: Das S-Pedelec ist wieder aus der Reparatur zurück!
Hallo Martin,
den Blog kenne ich doch, verfolge ich auch sehr gerne und vor allem dein Zouma 🙂
Ich bin froh, so eine Odyssee bisher nicht mitgemacht zu haben.
Bis auf die beschriebenen “Eigenheiten” bei Bosch bin ich ansonsten von der Haltbarkeit doch zufrieden. Auch wenn am Ende 2-3 km/h bis zu den 45 fehlen, ist das für mich persönlich zu verschmerzen, wenn ich dafür nicht monatlich in die Werkstatt muss. Dauerhaltbarkeit geht vor Geschwindigkeit.
Leider muss man die Erfahrungen oft erst selber machen, bis man nach einer Lösung sucht und meistens dann auch findet. In meiner Bedienungsanleitung/Betriebsanleitung wurde z.B. nichts zum rechten Motorlager geschrieben.
Ich hoffe, dein Zouma schnurrt jetzt wieder und die Probleme kommen nicht so schnell wieder!
Hallo Hektor
Danke für den tollen Bericht.
An das Pedelecmonitor-Team: Danke für´s Aufbereiten und veröffentlichen 🙂
Toller Bericht, vor allem das mit den Arbeitskollegen die alle schauen und fragen aber trotzdem mit dem Auto kommen obwol die nur 5-10 km entfernt wohnen kann ich voll uns ganz bestätigen .-)