GoFlys Flyer T12 NuVinci mit Panasonic Next Generation (10.000km+)

GoFly ist vor 2 Jahren schon mit beachtlichen 25.000km als Melder eingestiegen. Doch ist nach 5,5 Jahren und mehr als einer Erdumrundung das Pedelec-Leben eines Flyers vorbei? NEIN!

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„Ich habe meinen Flyer geputzt, die Verschleißteile ersetzt, […] und ihn dann nach dem teilweisen Wiederherstellen des Originalzustandes im Bekanntenkreis verschenkt.“

Die Erlebnisse der letzten Jahre und Kilometer machen die Suche nach einem würdigen Nachfolger wirklich schwierig. GoFly beschreibt den Umstieg aufs neue Bike, listet die wenigen Vorfälle des T12 auf und vergleicht abschließend beide Bikes.

Das Neue: „Nach 3,5 Monaten, von denen mein neues Riese & Müller Homage GX Rohloff mit DB und Kiox knapp 6 Wochen wegen E-14-Problemen beim Händler stand, war es dieser Tage so weit, dass ich ihm zutraute, meinen Flyer vom April 2014 wirklich zu ersetzen. Zeit für einen Rückblick auf fast 55.000 gefahrene Flyer-Kilometer (mit stark steigender Tendenz).“

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Einsatzbereich / Nutzung: „In ATB-gerechter Haltung fahre ich ganzjährig fast ausschließlich Straßen, Radwege sowie Land- und Forstwirtschaftswege. Ich fahre hauptsächlich zum Spaß, d.h. ich muss nicht bei jedem Wetter raus, es reicht auch so, um – falls mir das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht – 2019 erstmalig die 25.000 Jahreskilometer zu knacken. Meinen von früheren Radreisen geprägten Fahrstil kann man als materialschonend beschreiben. Auch mein Systemgewicht, das dem gefühlten durchschnittlichen Fahrergewicht im Pedelec-Forum entspricht, trägt dazu einiges bei, ebenso wie die Tatsache, dass ich fast ausschließlich im Eco-Modus unterwegs bin.

Das allermeiste am Rad schraube ich inzwischen selber. Als besonders sportlich würde ich mich nicht bezeichnen.“

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Mehr Informationen zu den Spezifikationen findest du hier.

Grundphilosophie / Lieferzustand: „Das Flyer T-Modell von 2014 aus dem ersten Jahrgang der Next Generation (mit Antrieb über das große Kettenblatt) trägt noch die Handschrift von Kurt Schär: robust, stabil, wartungsarm – ohne empfindliche Hightech-Komponenten und mit einem Tiefeinsteigerrahmen, der auch mit Gepäck deutlich verwindungssteifer ist, als unsere ersten „normalen“ CrMo-Reiseräder.

Entsprechend hatte ich unterwegs auch nur insgesamt dreimal Reparaturbedarf:

  • 2 x Platten im Marathon plus (einmal davon bei unfreundlichen 2°C …) und
  • 1 x ein gerissener Schaltzug.

Zwei bei meinem vorletzten, zu weich eingespeichten Hinterrad gebrochene Speichen musste ich dank 36-Loch-Felgen unterwegs jeweils nur entfernen.

Dabei verlief der Start 2014 durchaus im wahrsten Sinne des Wortes holprig: Die Felgenstöße der verbauten Alex-Felgen waren so labil, dass uns auf unserer ersten Radreise die Räder beim Bremsen mit den Magura HS33 gefühlt fast um die Ohren flogen. Die Felgen wurden schließlich von Flyer auf Garantie gegen DT SWISS 535 ersetzt, danach war Ruhe.“

Änderungen: „Wie auf den Fotos zu sehen ist, ist sehr viel original geblieben: Am Lenker haben sich im Lauf der Zeit neben dem KLICKfix-Adapter für den Kartenhalter eine mit Winterhandschuhen bedienbare Mounty-Ricky-Klingel, ein Spiegel (Busch und Müller) und nacheinander mehrere Smartphone-Halterungen eingefunden (aktuell Morpheus Labs).

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Das Display musste zweimal ersetzt werden (1 x auf Garantie) und einmal habe ich mir einen neuen Schaltgriff (C8s) gegönnt.

Selbst der original verbaute Sattel war für gelegentliche Touren bis zu 150 km recht gut geeignet. Mit steigender täglicher Kilometerzahl fing dann aber die Suche nach einem besseren Sattel unter den Spitzenmodellen von SQLab, Terry und Ergon an – von grauenhaft bis zu akzeptabel. Am Schluss bin ich dann auf einem Brooks B17 gelandet, den ich auf das Homage übernommen habe (im Bild der mit dem Homage gelieferte Selle-Royal-Sattel). Vermutlich genügt mein Gesäß nicht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen …

Gleich weichen musste die einfache Sattelstütze, die ich durch die auf meinem vorherigen Bio-Reiserad bewährte Thudbuster LT (Achtung: nicht ST!) ersetzte – für mich eine sehr gute Sattelstütze, sofern man mindestens in Moderate-Haltung fährt, so dass sie in Verlängerung der Wirbelsäule einfedern kann.

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Eine größere Odyssee war schließlich noch die Suche nach passenden Pedalen: Über verschiedene Käfigpedale bin ich zuletzt bei den mittelpreisigen und mittelmäßigen (Dichtung, Lager) Contec Black22 angekommen – fürs Homage habe ich mir nun Shimano PD-M828 gegönnt.

Der ursprüngliche Gepäckträger von Pletscher wurde von mir nur deshalb durch einen Tubus Cosmo ersetzt, weil er mit meinen Ortlieb Trunkbag RC inkompatibel war.

Mit dem Wunsch nach immer größeren Touren habe ich den ursprünglichen 15Ah-Akku schließlich nach vier Jahren bei ca. 80% Restkapazität durch einen 18Ah-Akku ersetzt, der im Eco-Modus im Sommer eine Reichweite von etwa 150 km bringt.“

Verschleiß / Reparaturen: „Im Hinblick auf den Verschleiß war der Flyer – auch dank der fünfjährigen Garantie auf die elektrischen Teile – sehr genügsam, wie folgende Auflistung zeigt:

  • 1 x Motor bei 31.688 km (Garantie – s. https://pedelecmonitor.wordpress.com/2018/10/17/motorschaeden-und-defekte-im-september-2018/#more-8707)
  • 2 x Display (1 x Garantie wegen sporadischen Aussetzern, vor Kurzem dann Ausfall einiger Segmente beim zweiten Display)
  • 2 x Felge Alex gegen DT SWISS 535 (Garantie, s.o.)
  • 2 x Hinterrad mit NuVinci N360 bzw. N380 (nach jeweils 20 – 25.000 km deutlicher Schlupf im obersten Übersetzungsbereich – vermutlich hätte ich die Lebensdauer und die Intervalle zum Rücksetzen deutlich verlängern können, wenn ich nicht erst bei 46.455 km vom serienmäßigen 21er-Ritzel auf ein 19er gewechselt hätte, da die Antriebsbahn dann weit seltener auf den kleinsten Kugelradien läuft).
  • 1 x Schaltgriff NuVinci C8s und zusätzlich insgesamt 5 Schaltzüge
  • 6 x Mantel Marathon plus und 2 x Schlauch
  • 8 x Kette und je 3 x Kettenblatt und Ritzel
  • 14 Paar Bremsklötze (vorne : hinten ca. 40 : 60)“

Vergleich Flyer T-Modell und R&M Homage GX Rohloff: „Bei einem neuen Pedelec, das mehr als das Doppelte des vorherigen kostete, fragt man sich nach nun etwa 6.500 km naturgemäß, ob es das wert war. Nachfolgend habe ich einmal versucht, die für mich wesentlichen Vor- und Nachteile der beiden Räder aufzulisten:

Vorteile Flyer T12:

  • Kostengünstig im Unterhalt (Bremsen HS33 statt MT4, Kette statt Riemen).
  • Beeindruckend gute Pulverbeschichtung (kein Vergleich zur abplatzenden, dünnen Lasur, mit der R&M seine Räder dekoriert).
  • Kompetenter Kundenservice bei direkten Anfragen (im Unterschied zu R&M).
  • Jetzt im Winter: Deutlich bessere Bedienbarkeit mit warmen Handschuhen (wie den GripGrab Winter Nordic) als bei der Bedieneinheit des Bosch Kiox und besonders als bei dem, was Rohloff an den Lenker schraubt.
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Neutral:

  • Die beiden Motoren Panasonic NG und Bosch CX sind im Charakter sehr unterschiedlich, aber jeder hat seine Vorteile:
    Der Panasonic unterstützt im Eco-Modus nominal mit 60% der eigenen Leistung, der Bosch mit 50%. In der Praxis schiebt der Panasonic im Eco-Modus jedoch deutlich kräftiger, als die Zahlenwerte vermuten lassen. Die Tatsache, dass er eher Kraft als Leistung „honoriert“, hilft speziell dann, wenn man bergauf am unteren Anschlag der Schaltung angelangt ist.
    Andererseits katapultiert einen der Bosch CX bei höherer Unterstützung und hoher Trittfrequenz förmlich über viel befahrene Straßen u.Ä.. Wer wenig Eco fährt, wird daher den Bosch ganz sicher vorne sehen.
  • Dass ich die Schaltung unter „Neutral“ einordne, erstaunt vermutlich. Sicher hat die Rohloff einen weit größeren Übersetzungsumfang, auf dem Prüfstand einen höheren Wirkungsgrad und die Nabe selbst hat eine deutlich höhere Lebenserwartung (das war für mich der Hauptgrund zu wechseln). Sie verspielt aber m.E. ihren Vorsprung durch den mangelnden Reifegrad der E14 – eine mechanische Version, wie ich sie an meinen letzten Bio-Reiserad hatte, wäre mir deutlich lieber. Dass die (manuelle) NuVinci nur für das Flachland geeignet wäre, trifft nicht zu: 19% Steigung ohne Gepäck in Eco auf Asphalt beim 21er-Ritzel reichen auch für die Schwäbische Alb. Ebenso fällt der Reichweitenverlust in der Praxis viel geringer als auf dem Prüfstand aus, da man stufenlos unter Last schalten kann und somit bei stets optimaler Trittfrequenz ohne Lastwechsel fährt (Stichwort: Spritverbrauch im Stadtverkehr). Man muss sich allerdings auf eine NuVinci einlassen und ggf. das reaktive statt prospektive Schalten „lernen“.

Vorteile R&M Homage:

  • Für meine Touren ist die größere Reichweite des Dual-Battery-Systems ein unschätzbarer Vorteil.
  • Bezüglich der „Straßenlage“ spielt das Homage in einer ganz anderen Liga als der Flyer. Damit meine ich nicht die durchaus angenehme Vollfederung, sondern in erster Linie den stabilen Lauf. Bedingt durch die Position des Akkus liegt selbst in der Moderate-Haltung beim Flyer kaum Gewicht auf dem Vorderrad. Die robuste, aber unsensible Suntour NCX trägt auch nicht dazu bei, das Vorderrad auf dem Boden zu halten. Entsprechend besteht beim Flyer auf losem Untergrund mit der im Vergleich zur MT4 deutlich schlechter dosierbaren HS33, bei der die Bremsgriffe auch noch als nicht einfach loszulassende 4-Finger-Griffe installiert sind, immer die Gefahr eines Ausbrechens des Vorderrades. Sicher tragen zudem auch der extrem große Nachlauf und die breitere Bereifung (Marathon plus MTB) des Homage ihren Teil dazu bei, dass ich bei diesem inzwischen zu mehr als 90% vorne bremse, was beim Flyer fatal wäre. Vorsicht also mit Tipps, wie man „richtig“ bremst, wenn man das Rad nicht genau kennt – es könnte eine Anleitung zur Selbstverstümmelung werden.
  • Eigentlich müsste hier auch das Bosch Kiox aufgrund der jetzt schon großen Funktionalität stehen … wenn die Software nicht so lieblos und fehlerhaft wäre: Praxisferne Anordnung und teilweise Zusammenstellung der Bildschirme, außer auf dem Startbildschirm lustlos implementierte eShift-Funktion, wackelige Synchronisation mit unnötigen Abbrüchen der Streckenaufzeichnung und sogar falsche Berechnung der Durchschnittstrittfrequenz trotz konkreter Beschreibung des Fehlers vor Wochen. Kurz: Das Kiox hat enormes Potential, zur Ausschöpfung müssten sich die Programmierer und das Produktmanagement nur endlich einmal engagiert dransetzen.“

Danke GoFly für deinen Erfahrungsbericht über diese lange Zeit. Da sieht man wieder, dass einfache Technik wie die Magura HS33 und eine robuste NuVinci in Zusammenarbeit mit einem zuverlässigen Antriebssystem ein langes ziemlich problemfreies Pedelecleben ermöglichen – wenn auch das Bike dadurch gewisse Eigenheiten beispielsweise in Sachen Bremsverhalten entwickelt. Auch heute noch sieht man ältere Flyer T-Modelle auf den Straßen und Radwegen. Wenn man in diesem Zusammenhang auf die freiwillige 5 Jahres-Garantie von Flyer schaut, wird klar, dass die Firma nachhaltiger wirtschaftet, als so manch anderer Hersteller. Ich wünsche dir mit dem neuen R&M Homage mindestens genauso viele pannenfreie Kilometer!

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